Lilly Walden
Schauspielerin und Autorin
Geboren 1953. Der Vater war Kapellmeister und Musikclown, die Mutter Geschäftsfrau und Bridgespielerin. Abitur am Königin-Olga-Stift in Stuttgart.
1963 - 1973 Klarinette
1970 - 1981 Tapdance u.a. bei Cornell Lyons (Berlin), Derek Hartley (London)
1974 - 1977 Stiftsstudentin in Tübingen, Studium der Theologie, studium generale: Philosophie und Kunstgeschichte. Nach Verlust des Glaubens Wechsel zum Schauspielstudium an der HdK, Berlin. Das Studium finanzierte sie sich als Tapdancelehrerin.
1977 - 1984 Schlagzeug
Schlagzeugerin der Stageband in „Cabaret“ am Theater des Westens, Berlin
Schlagzeugerin im Film „Fabian“
7 Jahre am Berliner Kinder- und Jugendtheater Rote Grütze
„Mensch ich lieb dich doch“ (Drogenaufklärung)
„Darüber spricht man nicht“ (Sexualaufklärung für Kinder)
Seit 1998 42-Platten-Xylophon
Seit 2004 Trompete
1983 lernte sie die Pianistin und Musikerin Birgitta Altermann kennen.
1984 entwickelte und spielte sie mit ihr zusammen die heitere Chaosshow „Wilde Mischung“. Für „Wilde Mischung“ schrieb Lilly Walden sich ihre erste große Clownsrolle – ohne rote Nase.
1986 „Der Schatten der Lawine“ - Das Stück, das der Klassiker zum Thema Gewalt und Vergewaltigung wurde. (Co-Autor Attila Hertz, Sprechtheater, auch in Englisch)
1987 „Maria Stuart – Schriller als Schiller“ (Musiktheaterstück, auch in Englisch)
1989 „Die Lust der Klara Fall“ (Musiktheatersolo)
1991 „Für Gold mach ich alles“ (Musiktheaterstück)
1992 „Kunscht der Liebe“ (Comedy mit Musik, Co-Autor Attila Hertz)
1994 „Biß zum Erfolg“ (Musiktheaterstück)
1996 „Gewöhnliche Kriminelle und gestreifte Trinker“ (Musiktheaterstück)
1998 “Concerto Paletti” (Musik-Comedy)
2001 „Die Diebin“
2001 „Vergessene Duelle“ (Musiktheaterstück, Co-Autorin)
2003 „Taffe Mütter – Coole Töchter“ (Comedy mit Musikartistik)
2004 “Madonna out of Bingen” (Musik-Comedy)
2005 “Oh mein Gott“ (Religionskritik mit Musik und Handpuppen)
Als Gast in Theaterproduktionen in Wien unter der Regie von Hubert Kramar und in der Female-Comedy-Night. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und der Barocken Sau vom Bodensee.
Auf Anfrage schreibt sie auch Stücke für andere und Filmdrehbücher.
Wie ich die wurde, die ich bin.
Die frühzeitige Lektüre der Weltliteratur hat mich für unsere Welt verdorben. Denn meine in der schöngeistigen Literatur gewonnenen Vorstellungen davon, wie diese Welt sei, hielten der Wirklichkeit kein bißchen stand. Vor Schreck über die Wirklichkeit und auf der Suche nach einem Fundament, auf das ich mein Leben aufbauen könnte, studierte ich Theologie. Zusätzlich – als studium generale - Philosophie und Kunstgeschichte. Mein Berufsziel war das Pfarramt.
Vor Abschluß des Theologiestudiums stellte sich mir jedoch die schlichte Frage: „Was ist eigentlich von einem Gott zu halten, der seinen einzigen Sohn nur deshalb in die Welt setzt, um ihn dann zum angeblichen Heil aller hinschlachten zu lassen?“ Mein Vater, der unter Hitler Jahre im KZ verbrachte, hätte mich um nichts in und außerhalb der Welt verlassen, sondern Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich zu retten und koste es sein eigenes Leben. Und auch meine Mutter hätte nicht nur entsetzt und heulend dabei gestanden, sondern sich etwas einfallen lassen, sich notfalls mit sämtlichen römischen Legionären geprügelt, um mich zu retten.
Und überhaupt: Würde man die abenteuerliche Konstruktion der Erbsünde fallen lassen, nach der jeder Neuankömmling auf der Welt, jedes Baby bereits voller Sünde geboren wird, wäre ein Christus schlagartig völlig überflüssig. Kurz: an diesem christlich interpretativ beschönigten Sohnesmord wollte ich entschieden keinen Anteil haben – lieber gegebenenfalls in einer Hölle braten als Nutznießerin eines widerlichen Menschenopfers zu werden. Das heißt: rein aus moralischen Gründen lehnte ich von nun an das Christentum ab.
Was also tun in dieser Welt, die mir so nicht gefiel? Für mich als junge Frau stellte sich die Welt gleichsam wie eine Waage dar. Die Schale der Fröhlichkeit war zu leicht, als schwerer erwies sich die Waagschale des Leides. Also galt es entweder von der Waagschale des Leides etwas runter zu schaufeln, oder aber auf die Waagschale der Fröhlichkeit etwas drauf zu schaufeln. Ich entschied mich für Letzteres und meldete mich zur Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule (HdK Berlin) an. Seither spiele ich mit der einzigen Absicht, die Waagschale der Fröhlichkeit schwerer zu machen.
Da mir die in der Theaterliteratur vorgefundenen Frauenrollen nicht gefielen – allein schon in meiner Familie waren die Frauen blutvoller, intelligenter und fröhlicher – begann ich Stücke zu schreiben. Entsprechend der Aussage meiner Mutter: „Probleme sind stinkfad, interessant ist allein die Überwindung eines Problems“, interessieren mich keine Figuren, die von ihrem Schicksal gewürgt werden, sondern die ihr Schicksal würgen.
Manchmal passen meine Gedanken nicht in ein Theaterstück, dann schreibe ich auch Essays und Geschichten.